Das war vor Jahren der Lieblingssatz einer meiner unbeschwerten Schüler. Er verwendete ihn täglich mehrfach und meinte das nett, umgänglich und positiv. Damals war es neben Vollpfosten, Burner und Opfer der Ausdruck, den auch weitere SuS (unter Lehrern verwendete Abkürzung für Schülerinnen und Schüler) gern und oft von sich gaben. Eine tolle Truppe, liebenswürdig, verschworen.
In der Klasse davor schienen SWAG (coole Ausstrahlung) und YOLO (You Only Live Once - hiess früher mal --> carpe diem), Chill mal dein Leben! und Smombie (Smartphone-Zombie) nicht wegdenkbar und jetzt gerade echot Bre (das neue Bro), Gommemode (unbesiegbar, stark), Cringe (Gefühl des Fremdschämens/Zurückschreckens) oder Diggah (Freund, Kumpel) durch die Schulgänge.
Das 2008 zum Jugendwort des Jahres erkorene GAMMELFLEISCHPARTY nimmt allen über 30 wenig schmeichelhaft die Illusionen und verweist schon ungerechtfertigt früh auf das eigene Ablaufdatum. Und wenn ich an meine Zeit zurückdenke, tja, da war cool noch cool.
"Alteeeer, Leon, du nervst voll krass. Läuft gar nicht bei dir!? Du bist wohl kein Ehrenmann? Chill mal dein Leben und bleib stabil, cringe." --- "Sheeeeeesh, Babo, lass mal, Slay Bro - Ich bin heute voll lost, richtig bodenlos, Ehre genommen! Habe maximalen Niveaulimbo....ganz wyld sus. Morgen wieder voll Gommemode, klar...los jetzt...gehn wir Schaan Bahnhof zu den Habibtis?" --- "Jo, man, Fame! Alles Gucci! Ich könnt abpapsten, ich schwör, leck misch fett, ist das geile Idee!"
Jugendsprache ist direkt, ehrlich, kreativ und unverblümt. Sie ist unkonventionell, modern, schrill, ab und an derb, witzig, verrückt, leicht und - wichtig - provokant.
Gespickt mit emotionalen Übertreibungen, hält sie radikal, expressiv und demaskierend den Spiegel vor. Sie steht für den Ausdruck und den Zusammenhalt einer Menschengruppe, die das Durchlaufen eines metamorphen Prozesses eint und gibt ihr dabei den nötigen Halt und die Möglichkeit zur Abgrenzung.
