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  • Autorenbildlampertsylvia

Krambambuli

Aktualisiert: 11. Okt. 2022

Letzten Freitag machte ich die Bekanntschaft einer jungen Dame. Diese hatte ich monate zuvor schon mal im Bus getroffen, kannte sie daher bereits namentlich, da sie mich damals angesprochen und sich ungefragt vorgestellt hatte. Schon da war ich von ihrer unverblümt offenen Art positiv überrascht.


Das Kind hatte einen sprechenden Namen, denn es hiess, wenn auch in anderer Sprache, Freude.


Wir waren freitagnachmittags gegen 17.30 Uhr für einen Apéro in ein Lokal gegangen. Da es draussen noch schön hell und einladend war, setzten wir uns auf ein Loungesofa, auf dem bereits ein circa siebenjähriges Kind sass und auf dem Handy spielte. Was für eine Freude!


Der Name war Programm! Die Mutter wollte sie zunächst umplatzieren, aber wir versicherten, dass sie uns nicht stören würde und sie sie doch sitzen lassen solle.


Das Kind erkannte mich sofort wieder und wollte mich scheinbar testen, denn sie fragte mich, ob ich denn Olaf, Sven und Pascal kenne.

"Unbedingt, alle drei!", antwortete ich und erklärte, dass der erste der redselige Schneemann aus Frozen sei, der zweite ein Rentier, auch aus Frozen, das zu Kristoff gehöre, und Pascal ein kleines grünes Chamäleon, das - erfolgreich und inbrünstig - auf die neu verföhnte Rapunzel aufpassen würde. Den Test hatte ich bravourös bestanden. Sie strahlte.


Dann fragte sie mich, wohl zur Belohnung, ob ich denn jetzt ihren Hund sehen wolle (wie sich später rausstellte, handelt es sich um den Hund ihrer Oma). "Klar!", erwiderte ich und sie verschwand sogleich im Lokal.

Kurze Zeit später tauchte sie mit einem Apéroschälchen voller Salzgebäck (mondförmig, sternförmig und muschelförmig), Salzstangen und einem schwarzen Cockerspaniel wieder auf, setzte sich neben mich und eröffnete mir, dass das Tier Krambambuli heisse.


Dieser war weniger begeistert, wollte wieder ins Innere des Gebäudes und zog kräftig an der Leine. Sie hielt ihn jedoch fest, er ergab sich in sein Schicksal und legte sich hin. Widerstand wäre zwecklos gewesen.

Eifrig setzte sie sich dicht neben mich, begann die sternförmigen Salzgebäcksteilchen aus dem Apéroschälchen rauszupicken (das seien die besten, erklärte sie mir plausibel) und zeigte mir die Disney-Film-Sammlung, die sie auf dem Handy gespeichert hatte.


Erstaunlich wie sehr Kinder im Hier und Jetzt sind, wie unvoreingenommen und wie begeisterungsfähig.


Plötzlich kam ihre Mama und erklärte ihr, dass sie nun gehen müssten, was ihr gar nicht passte. Den Hund hinter sich herziehend verliess sie das Loungesofa. Dabei blinkten ihre coolen pinken Sneakersohlen. Ihre Mama übernahm die Hundeleine und lief Richtung Auto davon.


Unvermittelt kam sie zurückgerannt und fischte sich den letzten Stern aus dem Schälchen, lief davon, drehte sich noch einmal um, winkte mir lächelnd zu. Dann war sie auch schon um die Ecke verschwunden.



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