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  • Autorenbildlampertsylvia

Nur staunen, nicht wundern

Aktualisiert: 11. Okt. 2022

Es war Winter, im Februar, der Frühling winkte verheissungsvoll, wenn auch noch aus der Ferne.


"Jemanden kennenzulernen wäre echt schön...", sagte meine Freundin A. nachdenklich, als wir im Alpengebiet auf einer Ruhebank sitzend eine Gämse beobachteten, die durch den Schnee watete. Ich horchte auf. "Das lässt sich doch bewerkstelligen!", sagte ich mir, kannte ich doch jemanden, wenn auch flüchtig, der auf die von A. erläuterten Vorstellungen sehr gut passte.


Der Kontakt war rasch vermittelt, die Sache lief toll: Die Sympathie war auf beiden Seiten vorhanden, das erste Treffen lief blendend, dann das zweite, dritte, vierte. Unglaublich. Ich konnte es nicht fassen: Mein erster Kuppelversuch entpuppte sich als Volltreffer.


Ich war happy, A. ebenso. Zu der Zeit war ich selbst noch auf einer bekannten Dating-Platform unterwegs und konnte nicht glauben, wen ich da alles zu Gesicht bekam.


Dann, eines Abends, erwischte es mich eiskalt, als ich ganz plötzlich und wie aus dem Nichts den an A. Empfohlenen auf dem Bildschirm vor mir sah. Ich war fassungslos! Nein hilflos, denn mir wurde augenblicklich bewusst, dass ich diesen Umstand A. nicht verschweigen würde. Wie konnte er nur!


Am nächsten Tag besprach ich die Causa mit meiner Freundin D., die auch der Meinung war, dass ich es A. melden muss, so oder so und ASAP.


Mittags traf ich also die erstaunt wirkende A. bei ihr zuhause. Ich berichtete von meiner Endeckung. Sie war natürlich gar nicht erfreut und beschloss spontan die App abends selbst herunterzuladen, um ihn mit den eigenen Augen zu sichten. Zudem wurde eine weitere Freundin, Z., die die App nur zu gut kannte, eingeweiht und involviert.


Die Mission Lady Undercover war geboren. Einzigartig und so noch nie dagewesen. Der Gesuchte blieb aber in den elektronischen Algorithmen verschwunden und zeigte sich partout nicht mehr.


Am folgenden Samstag waren A. und ich in der Alpenstadt Chur zu Besuch. Wir sassen in der Sonne auf einer Parkbank, um ein Eis zu essen. Plötzlich piepste A.s Handy, der Herzensbrecher hatte tatsächlich Kontakt zu Z. hergestellt, ein Treffen war bereits eingefädelt.


Wir waren völlig aus dem Häuschen und bei der Rückfahrt brachen die emotionalen Dämme von A., verständlicherweise, vollends: Wut, Traurigkeit, Unverständnis, Ärger, die ganze Palette an Emotionen kam hoch.


Ihre folgende(n) Konversation(en) mit besagtem Mann, der sich so gar nicht gentlemanlike verhalten hatte, kann und möchte ich hier nicht wiedergeben.


Fest steht: Der weibliche Zusammenhalt und die investigativen Energien und Fähigkeiten, die das ganze hervorbrachte, sind legendär, wenn nicht filmreif.


Das vermeintliche Herzblatt hatte also Läuse - die Geschichte begann verheissungsvoll, sie endete dramatisch. Eigentlich müsste sie hier zu Ende sein. Müsste. Ist sie aber nicht.

 

Einige Zeit später - der Frühling und seine Versprechungen waren längst ins Land und an uns Mädels vorbeigezogen, die Tage nun schön lang und sonnig, die Natur erstrahlte bereits in sattem Grün - erhielt ich einen Anruf von A., in dem sie mir mitteilte, dass sie seit kurzem eine neue Kollegin habe, die Kummer wegen eines Mannes habe...im weiteren Gespräch stellte sich heraus, dass es sich um eben denselben Typen handelte und sie eine weitere Frau kannte, die ihn auch zur selben Zeit...Genug! Worauf ich hinaus will, ist längst klar.


Die Geschichte ist heute, in der Retrospektive, der Lacher schlechthin und mal ganz ehrlich, was ist cooler, als high quality time mit Menschen, auf die man zählen kann? Unschlagbar! Sie wird auch noch wenn wir runzlig und grauhaarig auf der Ruhebank sitzend alte Geschichten erzählen der Knaller sein.


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